Ein altes Weihnachtsgedicht aus längst vergangenen Zeiten wartet hier auf dich. Das Gedicht wurde im Jahre 1897 geschrieben und ist im Weihnachtsgeschichtenbuch "Das Christkindl im Walde" veröffentlicht.
Und Befana wandelt, wandelt
in der Nacht aus Berges Höhen.
Nur von Müdigkeit und Böen,
Schnee und Frost wird sie ummantelt.
Und Befana wandelt, wandelt.
Armekreuzend auf den Rippen
trägt den Schnee sie als ein Jäcklein,
trägt den Frost sie als ein Säcklein,
trägt den Wind sie auf den Lippen,
armekreuzend auf den Rippen.
Kämpft sich vorwärts, zähe, zähe,
nach den Hütten und den Villen,
ihre Neugier so zu stillen,
ob von Fern, ob aus der Nähe.
Zähe zähe, zähe zähe.
Was geschieht in jenem Landhaus?
Alles still, allein ein Knarzen
hört man. Und es füllt den schwarzen
Raum nur einer Kerze Brand aus.
Was geschieht in jenem Landhaus?
Und sie schaut und sieht: Drei Decklein,
hütend dreier Kinder Schlummer.
Und sie schaut und sieht: In stummer
Spannung aufgehängt drei Söcklein.
Oh! drei Söcklein und drei Decklein.
Lichterglanz flammt auf und nieder.
Knarrend über Treppe, Zimmer
und Gardinen tanzt der Schimmer
auf- und abwärts, immer wieder.
Wer steigt hoch? Wer steigt hernieder?
Gaben trug Mama hernieder.
Als sie geht, streift ihr Gesicht ein
kirchenlampenhelles Lichtlein
und ein Lächeln streift die Lider.
Gaben trug Mama hernieder.
Und Befana steht am Fenster,
horcht und schaut und wandelt weiter,
wählt den Nordwind als Begleiter
was die Straße auch umkränzt, er
schüttelt alles: Türen, Fenster.
Was geschieht in jener Hütte?
Lange Seufzer nur erschallen,
glühwurmgleiche Schimmer fallen
vom Kamin auf jede Schütte.
Was geschieht in jener Hütte?
Und sie schaut und sieht: Drei Schütten,
hütend dreier Kinder Schlummer.
Und drei Schuh, von stillem Kummer
aschbegraut und abgeschritten.
Oh! drei Schuhe und drei Schütten.
Und die Mutter ohne Ruhe
spinnt und schluchzt und blickt verstohlen
auf die Holzschuh bei den Kohlen.
Oh! die aufgereihten Schuhe …
weinend spinnt sie ohne Ruhe.
Und Befana sieht sie leiden,
flieht zum Berg – dem Morgenschimmer.
Jene Mutter weint noch immer
um die Kinder ohne Freuden.
Und Befana hört sie leiden.
Sinnend steht Befana droben.
Es ist heute wie vor Tagen:
Manche lachen, manche klagen –
vorne ist der Berg verwoben
von Gewölk, doch licht da droben.
„La Befana“ von Giovanni Pascoli aus dem Jahre 1897
Ins Deutsche übersetzt von Lukas Börner
Zu guter Letzt:
Du kennst noch ein anderes schönes, altes Weihnachtsgedicht, welches hier veröffentlicht werden sollte? Dann lass es uns wissen! Schicke das Gedicht an unsere Email. Wir freuen uns sehr auf deine Post.